Die Gesänge des Rorodlam

Faites votre jeux – Transskriptionen von Bachs Wohltemperiertem Klavier

Passagen 1-30 für Klavier, Stimme und Tonbearbeitung von Eduard Clark 2006 (ec, Stand 10.09.2006)


 
 
 

Faites votre jeux, ein nachkomponiertes Intermedium zwischen werkorientiertem Nachspüren der Struktur und prozessorientierter Bearbeitung/Neuausrichtung durch Klang-, Text-, Bildbearbeitung und Performance1 als Grundmaterial für Projekt zu intermedium orfeus 07 von Eberhard Kloke und Markus Wintersberger (www.orfeus07.com)

Prozedere: 1 Materialauswahl und Vorentscheidung für Bearbeitungsrichtung
Prozedere: 2 Aufnahme EK+Krause Material-Datenbank Musik (Klavier, Gesang), Material Text/Thema/Inhalt

Prozedere: 3 erstellen der SEL(selected)-Zusammenhänge 1-12
Prozedere: 4 Korrektur- und Nachaufnahmen Klavier, Aufnahmen Gesang und Sprache

Prozedere: 5 TON: Experimentieren-Bearbeitung-Weiterentwicklung: EK+Krause
Prozedere: 6 BILD: nach Ton-Fertigstellung
Prozedere: 7 Konzeption/Konstruktion im Hinblick auf eine live-Performance

Ausgangspunkt Bach

Ausgangspunkt Bach

Bachs Musik löst sich                         vom Instrument seiner Hervorbringung...

                                                                                 vom (Klang-)Körper seiner Zeit...

                                                                                                        von den einzelnen Parametern der Partitur...

                                                                                   

Verliert die Musik (durch die Loslösung vom traditionellen Werkbegriff/von der tradierten Werkrezeption) dabei die rezeptive Wirkung als "auratisch"- authentisches Kunstprodukt oder gewinnt sie durch den medialen Transfer und die performative "Öffnung"?

Untersucht, nach- und weiterkomponiert wird der Prozess, unter welchen Voraussetzungen und wie Musik als "historische" Zeit-Kunst sich durch intermedialen Austausch verändert. Es entsteht eine"komponierende" Interpretation durch Öffnung hin zu prozesshafteren, tendenziell unabgeschlosseneren und ergebnisoffeneren (bei Live-Performances: oft unwiederholbaren) Klang-Ereignissen und medialen Verknüpfungen.

Die Essentials der komponierenden Bearbeitung sind also:

•  Alles Tonmaterial leitet sich ab von der Ursprungsstruktur des Wohltemperierten Klaviers.

•  Die medialen Verknüpfungen ergeben sich aus der Art und dem Verlauf der Klangbearbeitungsstrategie.

•  Der Vorgang von Auswahl, Aufnahme, Klangbearbeitung und medialem Transfer bleibt zu jeder Zeit prozessual.

•  Der Projektverlauf und das flexible Reagieren bestimmen die Richtung im Hinblick auf ein Ergebnis, nicht das Festhalten an der gesetzten Konzeption.
EK, Stand 10.09.2005

Klavier 1: EK
Klavier 2: NN
Gesangs- und Sprechstimme: Annette Robbert
Ton: Ralf Krause/EK
Video: Markus Wintersberger
Konzeption: Eberhard Kloke

Teil I = Bach zwischen Destruktion und der Suche nach neuen Klangdistrikten und Bedeutungsstrukturen
Teil II = zwischen Pathos und rhythmischer Reih(b)ung

als Modell siehe Parsifal Entfernung - Sakrileg Kundry über www.musikakzente.de


1 Zur Klärung des Begriffs "Performance": "Umgangssprachlich bezeichnet das Wort jede Form von Bühnendarbietung, also auch die traditionelle Konzertform mit ihrer strikten Trennung zwischen darbietenden Musikern und passiv lauschenden Zuhörern und ihrer Orientierung am klassischen Werkbegriff. Der Aufführungsraum und der Zeitpunkt der Darbietung sind dabei der Werkidee bis zur Bedeutungslosigkeit untergeordnet. Im internationalen Kunstdiskurs dagegen fasst man unter dem Terminus "Performance"   künstlerische Praktiken zusammen, die sich seit Beginn der 1970er Jahre aus der Konzeptkunst zu einer Strömung aktionistischer Ansätze verdichteten und bis heute in heterogenen Formen fortlebt. Zu ihren Merkmalen gehören Strategien der Aktivierung des Publikums und die Ablösung des Werkbegriffs durch prozesshafte und damit tendenziell unabgeschlossene bzw. unwiederholbare Ereignisse. Der gewählte Raum, der zeitliche Kontext, die Künstlerpersönlichkeit und das Verhältnis zwischen Künstler und Publikum treten hierbei in den Vordergrund und werden zum eigentlichen Gegenstand der künstlerischen Arbeit" (zitiert nach Göllmer, Golo Netzmusik Elektronische, ästhetische und soziale Strukturen einer partizipativen Musik. Wolke Verlag, Hofheim 2005, S. 145).
(auch S. 20: Das Netz als Medium und Werkstatt, Der Computer nicht nur als Medium, vielmehr als Maschine....)