Programme heute
Das Musikprogramm eines Hörfunksenders, das Konzertprogramm eines
Philharmonischen Orchesters, das Spielplanprogramm eines Theaters, das
Festspielprogramm eines Festivals gelten als Aushängeschild und inhaltliches
Markenzeichen der betreffenden Institution.
Es zeigte sich jedoch - und dies nicht nur in den letzten Jahren -, daß
Programme und Programmintentionen "ausgewogen, vielfältig, nach
allen Seiten offen, leicht konsumierbar", für jede Klientel
zu werden und zu sein hatten. Dieser Prozess war vor allem da zu beobachten,
je etablierter und abgesicherter die jeweilige Institution geworden war.
Das Interpretatorische und der durch Medien populär gemachte oder
dem öffentlichen Starkult anheimgefallende Interpret geriet umso
mehr in den Vordergrund je mehr die jeweilige Institution sich vom ursprünglichen
Ausgangspunkt einer künstlerisch-inhaltlichen Neusetzung (= Auseinandersetzung
mit Gegenwart) entfernte.
Das Programm verkauft die Ware Musik, das inhaltliche Programm
oder die Intention in Sachen Musik wird zur Verpackung in mehr oder weniger
verkaufsorientierter oder animierender Absicht. Da sich Verpackung und
Inhalt einander immer mehr angleichen, da sich Publikums-Geschmack und
Publikums-Bildung nivellieren, kann ein Musik-Programm nicht mehr existieren.
Schlimmer noch: der Mangel als solcher wird gar nicht wahrgenommen (vgl.
Anm.2, gegenüberliegende Spalte). |